Akut XVI, 15. November 2008, Frankfurter Hof, Mainz
Bei der 16. Ausgabe des Akut Festivals können wir uns auf ganz unterschiedliche Varianten des immer wieder interessanten Themas Piano und Saxophon freuen. Nach dem Modern-Jazz auf der Basis jahrzehntelanger Erfahrung auf der New Yorker Szene folgt ein Duo mit traumhaftem Verständnis und ohne Scheu vor schönen Melodien. Den krönenden Abschluss bilden die Schweizer Shooting-Stars von Ronin mit ihren „Ritual-Grooves“.
Mario Pavone Double Tenor Quintet
Tony Malaby – tenorsax
Abraham Burton – tenorsax
Peter Madsen – piano
Mario Pavone – bass
Daniel Humair – drums
Mario Pavone veröffentlichte seine erste Platte als Leader bereits 1979 und spielte lange mit Bill Dixon, Anthony Braxton und vor allem mit Thomas Chapin zusammen, mit dessen Trio er auch bereits, kurz vor Chapins viel zu frühem Tod, bei UpArt in Mainz gastierte. Tony Malaby trat bisher neben eigenen Gruppen mit Satoko Fujii, Marty Ehrlich sowie in Charlie Hadens Liberation Music Orchestra hervor. Peter Madsen begann seine Jazzkarriere 1987 als Sideman bei Stan Getz und lebt neben New York City auch in Vorarlberg. Der gebürtige Schweizer Daniel Humair lebt seit mittlerweile 50 Jahren in Paris und ist entsprechend mit der französischen Jazzszene verbunden. Wichtige Partner waren Roland Kirk, Joachim Kühn, Michel Portal und Louis Sclavis.
Misha Mengelberg – Frank Gratkowski Duo
Frank Gratkowski – altosax & clarinets
Misha Mengelberg – piano
Der mittlerweile 73jährige Misha Mengelberg trat bereits 1964 an der Seite von Eric Dolphy bei dessen letzten Aufnahmen in Erscheinung und hat seither insbesondere die europäische Improvisationsszene maßgeblich geprägt. Als wichtigstes Ensemble ist der Instant Composers Pool zu nennen, welcher zunächst in kleineren Besetzungen und später als ICP-Orchestra seit mittlerweile 40 Jahren aktiv ist. In letzter Zeit sorgte ein gemeinsam mit Dave Douglas geleitetes Quartet international für Furore.
Frank Gratkowski gehört zu den interessantesten Holzbläsern der jüngeren Generation in Europa. Er veröffentlicht seit etwa 20 Jahren unter eigenem Namen. Als wichtige Partner sind Georg Gräwe, Gerry Hemingway und Simon Nabatov zu nennen.
Als Duo darf man von den beiden hochinteressante Exkursionen in das weite Feld des modernen Jazz unter Berücksichtigung auch wunderschöner Melodien erwarten, welche auch bei den letztjährigen Nickelsdorfer Konfrontationen für einen Höhepunkt sorgten.
Nik Bärtsch’s Ronin
Sha – altosax & bassclarinet
Nik Bärtsch – piano
Björn Meyer – bass
Andi Pupato – Percussion
Kaspar Rast – drums
Die fünf schweizer Musiker haben mit ihren ECM-CDs Stoa (2006) und Holon (2008) für weltweites Aufsehen gesorgt. Ihre groovende, klanglich und rhythmisch hochdifferenzierte Musik und ausgefeilte Bühneninszenierungen mit integriertem Lichtkonzept ziehen die Zuhörer in einen ungewöhnlichen Bann.
Es geht bei ihrer Spielweise nicht darum, ihre Musik oder deren Darbietung neu zu erfinden. Sie sehen stattdessen ihre musikalische Entwicklung, angelehnt an asiatische Traditionen, als spiralförmigen Prozess, bei dem durch Wiederholungen immer mehr Tiefe und Klarheit erlangt wird. Recht zutreffend bezeichnet die Band ihren Stil als Zen-Funk.
Minimalistische Klangstrukturen werden kaum merklich verändert. Steht ein Instrument im Vordergrund, tanzen die anderen um die Strukturen, so dass sich fast unmerklich Veränderungen ergeben. Aus kontemplativen Passagen, Klangräumen von impressionistischer Eleganz, kühnen Architekturen und weiten Spannungsbögen entwickelt sich aus extrem ruhigen Momenten eine überfallartige Dynamik, die eine ungeahnte Intensität erreichen.