AKUT XI, 22.und 23. Januar 1999, Frankfurter Hof, Mainz
Freitag, 22. Januar 1999, 19:30 Uhr
Nevergreens presented by Pinguin Moschner, Maggie Nicols & Joe Sachse (D/GB)
Eliott Sharp (USA)/Frances Marie Uitti (F)
Fetisch Park (D)
Samstag, 23. Januar 1999, 19:30 Uhr
Giorgio Occhipinti Hereo Nonetto (I)
Max Nagl Quartett (AU)
Vandermark Five (USA)
Nevergreens
Die drei Musiker der Nevergreens bedürfen sicher keiner eingehenderen Vorstellung mehr, zumal Moschner und Sachse beim Akut ‘94 mit ihrem Hendrix Projekt an gleicher Stelle schon eine überzeugende Vorstellung gegeben haben. Dieses Projekt machte ihnen Lust, weitere Stücke aus den 60er und 70er Jahren zu bearbeiten. Daraus entstand das Programm „Things we used to like – and still do“.
Gemeinsam mit der Vocalistin Maggie Nicols, mit der beide Musiker in verschiedenen Formationen seit 1978 zusammengearbeitet haben, machen sie einen Streifzug durch die Musikgeschichte. Dabei entstehen aus Stücken von Otis Redding, John Lennon oder Frank Zappa neue Improvisationen, die jedoch mit Coverversionen bekannter Machart nichts gemeinsam haben. Dafür wäre die Besetzung der Nevergreens ohnehin nicht geeignet.
Maggie Nicols: voc
Pinguin Moschner: tuba
Joe Sachse: g
Sharp/Uitti
Die musikalischen Aktivitäten von Elliott Sharp darzustellen, würde den Rahmen dieses Programms sprengen.
Beim Akut 1995 war er mit seiner Gruppe Carbon in Mainz. Allein die Musik dieser Gruppe, deren Mitgliederstärke zwischen 2 und 20 schwankt, hat eine Bandbreite, die vom New Yorker Noise Core bis zur modernen E-Musik reicht.
Mit anderen Projekten arbeitet Elliott Sharp als klassischer Bluesmusiker oder er führt radikale Kammermusik auf wie mit dem Soldier String Quartett. Daneben treibt er die Entwicklung der Musik als Produzent voran. Zur Zeit bearbeitet er mit der Berliner Gruppe Frigg und Phil Minton Brechtstücke.
Aber egal welcher Konstellation und stilistischen Ausrichtung, seine Musik bleibt immer spannend und unterhaltsam.
Mit der kongenialen französischen Cellistin Frances Marie Uitti entstand 1998 eine CD, die eines der bemerkenswertesten musikalischen Highlights des Jahres ist. Live werden die Duoimprovisationen mit Sicherheit über das hinausgehen, was auf der CD zu hören ist.
Elliott Sharp: g
Frances Marie Uitti: cello
Fetisch Park (Köln)
Carla Subito hat sich nach einer Ausbildung als Kirchenorganist Kompositionen im Bereich der Elektronik zugewandt. Ende der achtziger Jahre kam es zur Aufführung von verschiedenen Radiokonzerten mit Johannes Schmoelling (Tangerine Dream). Seit 1991 arbeitet er mit Fetisch Park an Video soundtracks, Soundinstallationen.
Marlon Shy studierte Malerei in Abidjan (Elfenbeinküste). Neben der Malerei war sie als Darstellerin, Regieassistentin und verschiedenen anderen Funktionen bei Filmproduktionen in Los Angeles und München aktiv. In Hollywood hat sie zeitweise für Peter Bogdanovich gearbeitet. Neben dem Gesang ist sie im Kunstprojekt ‘Fetisch Park’ für die aus Dias, Malerei und Video bestehenden optischen Installationen zuständig. (Veröffentlichung von Fotobänden z.B. „Kamatipura – Stille Portraits aus den Bordellen von Bombay“)
Mit ihren Projekten erforschen Fetisch Park Religion und Sexualität als den ersten kulturellen Zeugnissen des Menschen. Sie verarbeiten dabei extreme Erfahrungen, die sie auf Reisen u.a. nach Bombay oder ins goldene Dreieck gesammelt haben.
Ihre Musik verändert sich immer wieder. Ambient und Techno gehören ebenso dazu wie konventionelles Songwriting. Dichte elektronische Sounds und Collagen bilden die Umgebung für verführerische Vocals, scharfe Electro-Percussion und schwere Beats.
Carla Subito: Composer, Musiker, Elektroniker
Marlon Shy: Sängerin, Texterin, Fotografin, Videokünstlerin
Giorgio Occhipinti Hereo Nonetto
Mit dem Auftritt des Giorgio Occhipinti Hereo Nonetto setzt das Akut-Festival seine Tradition der Präsentation der zeitgenössischen italienischen Musikszene fort.
Das vom im sizilianischen Ragusa – im Altertum Ibla Hereo, daher auch der Name des Nonettos – lebenden Giorgio Occhipinti gegründete Hereo Nonetto existiert seit 1993, die Idee zu diesem work in progres, das auch schon in anderer zahlenmäßiger Besetzung zu sehen und zu hören war, liegt jedoch schon einige Jahre länger zurück.
Musikalisch zeichnet sich die Gruppe durch eine virtuose äußerst humorvolle Mischung aus Straight Ahead- und freiem Jazz, klassischer europäischer E-Musik und zeitgenössischer Avantgarde aus, in die auch Elemente afrikanischer und sizilianischer Folklore sowie italienischer Oper in eklektizistischer Manier einfließen.
Als weiteres künstlerisches Element fließen in das aktuelle Projekt Texte von Ermelinda Simona Buccheri ein.
Giorgio Occhipinti, Leiter und musikalischer Kopf des Nonetto hat in der Vergangenheit mit der Crème de la Crème – nicht nur – der europäischen Jazzszene gespielt, u. a. mIt Joelle Léandre, Peter Brötzmann, Michel Godard, Evan Parker und Lee Konitz.
Giorgio Occhipinti: p, comp
Luca Calabrese: tr, fluegelhorn
Lauro Rossi: tb
Carlo Actis Dato: bs-cl
Maurizio Maiorana: voice, cl
Paolo Botti: viola
Vito Amatulli: cello
Giuseppe Guarrella: b
Francesco Branciamore: dr, kettledrums
Max Nagl Quartett (Wien)
Das Max Nagl Quartett spielt eine einzigartige Melange aus Tango, Walzer, Polka, Balladen etc.
Der sonst eher als Avantgarde-Musiker bekannte Max Nagl (er spielte z.B. mit Ned Rothenberg und Elliott Sharp) läßt in seinem aktuellen Projekt dem emotionalen Patchwork freien Lauf ohne in den Kitsch abzudriften.
Diese Art der Kammermusik ist wohl zur Zeit nur in der sehr lebendigen Wiener Szene möglich.
Hervorzuheben bleibt noch das ausgesprochen differenzierte Spiel der Mitmusiker, die am Gelingen des Projekts entscheidenden Anteil haben.
Max Nagl (sax, samp, mel)
Josef Novotny (p, cem)
Joanna Lewis (v)
Patrice Heral (perc, voc)
Vandermark Five (USA)
Die Gruppe Vandermark Five ist eine der herausragenden Formationen der Chicagoer Szene, die in den letzten Jahren NYC als Jazzhauptstadt ernsthafte Konkurrenz macht.
Insbesondere mit ihrer stilübergreifende Beweglichkeit unterscheiden sich die Chicagoans von der aktuellen Musikszene aus NYC.
Ken Vandermark tritt neben gelegentlichen Gastauftritten bei der Hardcore-Band Flying Luttenbachers auch im NRG-Ensemble (mit Williams und Kessler) sowie mit DKV und diversen anderen Projekten auf.
Mars Williams ist in den letzten Jahren vor allem mit seiner eigenen, sehr erfolgreichen Band Liquid Soul, die auch in Moers 1997 das Publikum begeisterte, in Erscheinung getreten.
Ken Vandermark: sax
Dave Rempis: sax
Jeb Bishop: tb, eg
Kent Kessler: b
Tim Mulvenna: dr