AKUT X, 6.und 7. Februar 1998, Frankfurter Hof Mainz
Freitag, 6. Februar 1998, 20:00 Uhr
Peter Hollingers Koffersuite Revisited (D)
Tim Bernes Bloodcount (USA)
Alfred Harths Imperial Hoot (D)
Ferdinand et les diplomates (F)
Samstag, 7. Februar 1998, 20:00 Uhr
Peter Brötzmann, Caspar Brötzmann und Hamid Drake (D/USA)
Carlos Actis Dato Quartet (I)
Space Heads (GB)
Freitag, 6. Februar 1998, 20:00 Uhr
Peter Hollingers Koffersuite Revisited (D)
Im November 1987 wurde das erste Akut-Festival, damals noch an der Mainzer Universität, von dem Wahlberliner Peter Hollinger mit einer furiosen perkussiven Performance mit dem progammatischen Titel Koffersuite eröffnet.
Seit mehr als fünfzehn Jahren ist Peter Hollinger als Perkussionist und Drummer tätig, ohne sich stilistisch in irgendwelche Schubladen einordnen zu lassen. Punk, Pop, House und Ausflüge in Jazz und improvisierte Musik – u. a. mit dem Quartet Slawterhaus – gehört ebenso zu seinem Repertorie wie die Koffersuite. Die Koffersuite stellt ein work in progress dar. Das einzige was sich hierbei nicht verändert, ist der Sachverhalt, daß alle verwendeten rhythmischen Gerätschaften in einen einzigen Koffer passen.
Zehn Jahre nach seinem ersten Auftritt bei einem Akut-Festival packt Peter Hollinger erneut seinen Koffer aus.
Tim Bernes Bloodcount (USA)
Das seit Beginn der neunziger Jahre in unverändernder Besetzung arbeitende Projekt Bloodcount mit Tim Berne: as, bs, Chris Speed: as, ts, Michael Formanek: b und Jim Black: dr, der beim 96er New-Jazz-Meeting für großes Aufsehen sorgte, ist eine ausgesprochen heiße Liveband mit einem unverkennbaren Gruppensound, die gerade auf Festivals zu kreativer und interaktiver Höchstform findet.
Alfred Harths Imperial Hoot (D)
Der Frankfurter Saxofonist und Komponist Alfred Harth stellt in Mainz in einer Premiere sein neuestes Projekt Imperial Hoot vor, das aus den Musikern Alfred Harth: saxofone, Christoph Korn: guitar & bass, Günter Bozem: drums und Marcel Daemgen: soundsystem besteht.
Alfred Harth stellt seit mehr als 30 Jahren eine feste musikalische Größe dar. Bekannt geworden ist er u. a. durch seine gemeinsamen Auftritte mit Heiner Goebbels, Gestalt et Jive, John Zorn und anderen spannenden und experimentellen Bands.
Ferdinand et les diplomates (F)
Der französische Bassist und Sänger Ferdinand Richard, Gründer und künstlerischer Leiter des renommierten Mimi-Festivals in der französischen Provence, in Deutschland mehr als Musiker bekannt durch seine musikalische Zusammenarbeit mit Gestalt et Jive und Etron Fou Lebloublan, stellt auf dem zehnten Akut-Festival sein neues aufregendes rockorientiertes Projekt Ferdinand et les diplomates vor. Mit dabei sind die Musiker Hassen „DJ Rebel“ an den turntables und Gilles Campaux am Schlagzeug.
Samstag, 7. Februar 1998, 20:00 Uhr
Peter Brötzmann, Caspar Brötzmann und Hamid Drake (D/USA)
Längere Ausführungen über die Einzigartigkeit des Wuppertaler Klarinettisten und Saxofonisten Peter Brötzmann hieße Eulen nach Athen tragen.
Legende sind seine Auftritte seit nunmehr über 30 Jahren. Er ist in verschiedenen Besetzungen auf mehreren Akut-Festivals aufgetreten und hat immer für Furore gesorgt. Neben seinem gewohnten Powerplay hat Peter Brötzmann in den letzten Jahren häufig auch durch leise Töne auf sich aufmerksam gemacht.
Beim 10. Akut tritt er gemeinsam mit seinem Sohn Caspar Brötzmann: e-g – dessen Band Massaker im Bereich Industrial Sound und Noise einen hervorragenden Ruf genießt – auf.
Kongenial ergänzt wird das Familienduo durch den aus Chicago stammenden Drummer Hamid Drake, der aus dem Umfeld der AACM stammt.
Carlos Actis Dato Quartet (I)
Der Turiner Baßklarinettist und Saxofonist Carlos Actis Dato, aufmerksamen Akut-Gängern durch seine Zusammenarbeit mit Pino Minafra bestens bekannt, ist eine Mischung aus erfrischend munterem Clown, geistreichem Komponisten und grandiosem Musiker.
Bei seinem Quartet mit dem Reedspieler Piero Ponzo, dem Bassisten Enrico Fazio und dem Schlagzeuger Fiorenzo Sordini gehen Musik und Komik eine Liaison an der Grenze zum Musiktheater sein.
Dabei treibt es sinnenfreudigen Zuhörenden nicht selten die Tränen in die Augen und den Jazzdogmatikern der klassischen Schule die Zornesröte ins Gesicht.
Das Quartet hat keinerlei Problem in eklektizistischer Herangehensweise ganz unterschiedliche musikalische Quellen zu plündern (Jazz, italienische Folklore, Filmmusik à la Nino Rota usw.) und die Fragmente zu einer neuen brodelnden Mischung zusammenzusetzen.
Spaceheads (GB)
Mit den aus London kommenden Spaceheads (Andy Diagram: tp, voc, sam, org, sanza, loops und Richard Harrison: dr, perc) kommt ein höchst innovatives Duo nach Mainz, deren tanzbare Drum‘n’Bass-Experimente ausgesprochen elektrisierend wirken.
Die sehr eigenständige Musik läßt sich am ehesten zwischen DJ Spooky und Stock, Hausen & Walkman, die auch auf ihrer ersten CD beteiligt waren, lokalisieren. Durch Diagram’s Trompete erhält das ganze noch einen leichten Ambient-Touch.
Die beiden Musiker sind bereits seit den Achtziger Jahren auf der Szene präsent, spielten mit David Thomas und gehörten auch zu Nico‘s letzter Band.
Das Akut-Festival bleibt damit seiner Linie treu, nicht nur Jazz, sondern auch spannende neuere Projekte aus anderen Bereichen zu präsentieren.